Das Butterbrot der Schleifer

© Ira Schneider

Die Kottenbutter ist ein deftiges Butterbrot, das auf die bergischen Schleifer an der Wupper zurückgeht. In ihren mit Wasserkraft angetriebenen Arbeitswerkstätten, die man als „Kotten“ bezeichnet, konnten die Handwerker keine langen Pausen machen. Ein mit geräucherter Mettwurst, Zwiebeln und Senf belegtes Schwarzbrot war genau die richtige Mahlzeit für die hart am Schleifstein arbeitenden Männer.

Viel Mühe für das tägliche Brot

Noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts gab es Familien- und Zwei-Mann-Betriebe, die als Subunternehmer in Heimarbeit für große Firmen in den Solinger Höhen fertigten. Die Schleifer schliffen die gelieferten Rohlinge oftmals unter großem Zeitdruck am nassen Stein, denn insgesamt sind bis zu 150 verschiedene Arbeitsschritte nötig, um eine Scherenklinge „made in Solingen“ fertigzustellen. Je nach Produkt setzt ein einzelner Schleifer 30-35 Arbeitsschritte in Handarbeit um. Fast ausgestorben ist der Beruf des selbständig tätigen Schleifers, der heute Schneidwerkzeugmechaniker heißt. Erst recht ausgestorben ist die Tätigkeit der „Liewerfrauen“, welche als Frauen der Heimarbeiter ihren Männern das Frühstück brachten und in großen Flechtkörben Waren hin- und hertransportierten.

 

Stärkend, schnell und günstig

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Trotz der anstrengenden und gesundheitsgefährdenden Arbeit am Schleifstein konnte sich ein Zwei-Mann-Betrieb keine volle Mahlzeit leisten. Die Pausen-Stulle auf der Hand war eine stärkende, schnelle und günstige Speise. Das typische bergische „Schwattbruat“ (Schwarzbrot) wurde früher nicht nur in Bäckerei-Betrieben gebacken, sondern in sehr ländlichen Gegenden von den Selbstversorgern auch lange Zeit noch im Dorf- oder Hofbackes, den man mit Holzschanzen befeuerte, abgebacken. Noch immer hat das Roggenvollkornbrot im Bergischen Land Tradition und erfreut sich mit frischem Mett, mit Mettwurst – auch Kottenwurst genannt – oder zum Beispiel auch mit Lamm- oder Rind-Salami der Regionalmarke „bergisch pur“ großer Beliebtheit.

Klingentradition an der Wupper

Um ein Brot oder eine Wurst zu schneiden, bedarf es einer ausgezeichneten Messerklinge. In der Klingenstadt Solingen werden einer urkundlichen Erwähnung nach bereits seit 1363 Klingen gefertigt. Entlang der Wupper siedelten sich im Laufe der Zeit viele Schleifereien, Mühlen und Hammerwerke an, da man sich die Wasserkraft zum Antrieb der Schleif- und Mühlsteine sowie Eisenhämmer zunutze machte. Einst trug die Wupper daher auch den Beinamen „fleißigster Fluss Deutschlands“.

Lebendige Geschichte erleben

© Ira Schneider

An der Einmündung des Weinsberger Bachs am Ufer der Wupper befindet sich noch heute mit dem Wipperkotten der letzte im Original enthaltene Solinger Schleifkotten. Die bewegte Geschichte der Doppelkotten-Anlage reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück. Auf wenigen Quadratmetern fanden hier bis zu 16 Schleifer Platz und schliffen unter erheblichem Druck die berühmten Solinger Klingen! Heute kümmert sich ein Förderverein in enger Zusammenarbeit mit dem LVR-Industriemuseum um den Wipperkotten und veranstaltet im Frühjahr und im Herbst ein Schleifer- und Kottenfest.

Schleifer- und Kottenfest

Neben Schleifvorführungen und einem historischen Film können Besucher bei einem Blick in die alten Gemäuer auch ihre Haushaltsmesser schärfen lassen, eine Messeraustellung mit Verkauf besuchen oder selbstgemachte Köstlichkeiten, darunter Kottenbuttern, genießen. Über 2000 Besucher kommen im Übrigen jedes Jahr, um den Kotten – nicht nur zum Kottenfest – zu besichtigen.  Auch der Balkhauser Kotten ist noch einer der ehemals über 100 Solinger Schleifkotten an der Wupper. Nach einem Brand 1830 und 1969 wurde er wiederaufgebaut. Bis Mitte der 1980er Jahre waren hier noch mehrere Schleifer tätig. Der Kotten, der heute von einem Kuratorium von Förderern und der Stadt Solingen gepflegt wird, bietet ebenso im Jahresverlauf verschiedene Veranstaltungen an, darunter einen Waffel- und einen Reibekuchentag, sowie Besichtigungen.

Hier gibt es das passende Rezept:

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