Bergische Geschichte zum Zoppen
Der kleine Ort Burg an der Wupper, ein Ortsteil von Solingen, ist bis heute für seine kunstvoll geschlungene Burger Brezel bekannt. Das über 200 Jahre alte, zwiebackähnliche Traditionsgebäck wird heute nur noch von wenigen Handwerksbäckern hergestellt und ist in mehrfacher Hinsicht etwas ganz Besonderes.
Legende vom französischen Soldaten
In der Unterburger Bäckerei Hösterey soll um das Jahr 1795 die erste Burger Brezel gebacken worden sein. Der Legende nach brachte ein verwundeter französischer Soldat, der Bäcker war, das Rezept mit ins Bergische Land und zeigte seinem Berufskollegen Johann Peter Hösterey aus Dank für die gute Pflege, wie man Brezeln schlingt.
Besondere Form des Gebäcks
Optisch unterscheidet sich die Burger Brezel von herkömmlichen Brezeln vor allem durch ihren vier- bis fünffach geschlungenen Mittelstrang. Um die Spezialität so meisterhaft zu schlingen oder „spinnen“, wie der Fachmann sagt, wirft der geübte Bäcker einen lang gewirkten Teigstrang in die Luft und dreht ihn dabei mehrfach. Schon wenige Stunden nach dem Backen wird das Gebäck trocken und haltbar wie Zwieback. Nur wenn die Brezeln „dröch“ (trocken) sind und im Korb rappeln, sind sie für den Verkauf richtig.
Burg an der Wupper - Geburtsort der Burger-Brezel
In Burg an der Wupper sah man früher viele Brezelmänner, sogenannte Kiepenkerle, die sich zu Fuß mit ihren Flechtkörben voller knuspriger Brezeln oft tagelang auf Verkaufstour durchs Bergische Land begaben. Mitte des 19. Jahrhunderts zählte man in dem kleinen Örtchen Burg alleine 30 Brezelbäckereien, die man an einem Brezelsymbol auf dem Hausdach erkannte. Und auch in den Nachbarorten Wermelskirchen, Wuppertal und Remscheid florierte die Brezelbäckerei.
Snack mit Tradition und Symbolgebäck
Die aus einem fettarmen, leicht gesüßten Hefeteig hergestellte Burger Brezel schätzte man einst vor allem als Brotersatz und als Schonkost. Die größere Umhängebrezel war darüber hinaus als Wanderproviant und Souvenir aus dem Bergischen Land beliebt. Zu besonderen Anlässen wie zum neuen Jahr, zur Einschulung oder zur Hochzeit verschenkte man sie außerdem als Glücksbringer. Burger Brezeln sind neben Bergischen Gusszwiebäcken bis heute ein fester Bestandteil der Bergischen Kaffeetafel, bei der man das Gebäck einfach in den Kaffee „zoppt“ (tunkt).